Geld war ursprünglich als Tauschmittel gedacht. Du konntest Geld gegen Lebensmittel oder andere Dinge, wie Tiere und Werkzeug tauschen. Damals hatte Geld einen festen Wert, der mit Gold hinterlegt war, die so genannte Goldparität. Heutzutage ist dieser Wert in Gold weggefallen, Geld ist aber immer noch ein Tauschmittel. Im Mittelalter haben sich die meisten Leute selbst versorgt, das angebaut, was sie selbst verbraucht haben und ein kleines bisschen davon verkauft, um sich die Dinge zu leisten, die sie nicht selbst produzieren konnten. Die Wirtschaft und die Gesellschaft haben sich durch die Globalisierung weiterentwickelt, sodass die Leute immer weniger von dem, was sie benötigen, selbst herstellen können, also brauchten sie immer mehr Geld, um sich das kaufen zu können, was zum Leben notwendig ist. Aus dem immer mehr kaufen wurde dann mit der Zeit Konsum. Wer Geld hatte, konnte sich Konsum leisten. Nötig zum Leben war und ist das nicht. Oder benötigst du einen Computer und ein Smartphone zum Leben?
Dieser Konsum wurde zum Statussymbol und damit wurde Geld immer wichtiger. Wer Geld hatte, konnte sich Konsum – früher noch Luxusgüter genannt – leisten oder anders gesagt, wer Konsum haben will, benötigt Geld.
Wofür gibst Du dein Geld aus?
Und viel wichtiger, wofür erhältst Du Geld? Für meine Arbeit, denkst Du jetzt wahrscheinlich. Aber was ist deine Arbeit bei genauer Betrachtung? Lebenszeit! Die Zeit, die du auf deiner Arbeit verbringst, ist Lebenszeit. Früher hat man seine Lebenszeit damit verbracht, sich und die eigene Familie zu versorgen. Heute tauschen wir Lebenszeit gegen Geld. Dein Arbeitgeber gibt dir Geld dafür, dass du 8 – 10 Stunden deiner täglichen Lebenszeit zur Verfügung stehst. Willst Du mehr Geld, musst du mehr Lebenszeit abgeben. Alternativ in der gleichen Zeit mehr leisten, wodurch dein Körper und Geist sich schneller abnutzen, weshalb du früher verbraucht bist und somit weniger Lebenszeit insgesamt zur Verfügung hast. Was wieder darauf hinaus läuft, dass dein Arbeitgeber sich mit Geld deine Lebenszeit erkauft.
Was machst du mit mehr Geld?
Sparen? Für was? Mehr als dich satt essen kannst du nicht. Mehr als ein Kostüm oder einen Anzug kannst du nicht tragen, mehr als ein paar Schuhe auch nicht. Und mehr als ein Auto fahren kannst du auch nicht. Wofür also mehr Geld? Damit du im Alter etwas hast? Das funktioniert nur sehr schwierig.
Stellen wir uns folgende Situation vor: Du lebst aktuell von 2.000,00 Euro netto im Monat.
Damit kommst du gut klar, kannst alle Rechnungen bezahlen, eine Kleinigkeit sparen und dir auch mal was gönnen, wie z.B. einmal jährlich einen Urlaub, einmal ein Wellnesswochenende mit deinem Partner und alle paar Jahre ein neues Smartphone.
Nun hast Du dich für einen anderen Job beworben, bekommst diesen auch und damit verbunden ist eine Gehaltserhöhung. Jetzt hast Du plötzlich 250 Euro netto mehr im Monat.
Was passiert mit dem Geld? Die 2.000 Euro sind fest verplant mit den laufenden Kosten, mal Essen gehen, kleine Sparrate für den Urlaub usw.
Im ersten Monat ist es sehr wahrscheinlich, dass du vor Freude weder das Geld sofort komplett ausgibst als Belohnung für den mutigen Schritt, den neuen Job zu wagen, noch dass du es komplett sparst. Nun sagen wir der Einfachheit halber, du sparst 75 Euro und den Rest gibst du aus. Ein paar neue Schuhe für den Job müssen sein.
Im zweiten Monat sparst du wieder 75 Euro mehr als vor dem neuen Job, jetzt brauchst du aber auch bessere Kleidung. Also gibt es noch eine Hose und eine Bluse.
Im dritten Monat gönnst du dir etwas Musik, um die Fahrt zur anstrengenderen Arbeit entspannter zu schaffen und gehst öfter mal mittags mit den Kollegen auswärts essen.
Im Schnitt hast du neben den 75 Euro mehr nicht viel sparen können, weil die restlichen 175 Euro für Konsum draufgegangen sind.
Nach 3 Monaten ist es dir leider schon gar nicht mehr bewusst, dass du monatlich mehr Geld hast, weil davon nichts übriggeblieben ist.
Es ist mittlerweile zur Gewohnheit geworden. Dein Konsum hat sich einfach erhöht, von der Gehaltserhöhung bleibt nichts mehr übrig. Jetzt sagst du, aber ich habe doch 75 Euro monatlich mehr gespart. Gut, du hast jetzt 900 Eur pro Jahr mehr. Das ist gerade mal die unterste Grenze der Preisspanne eines aktuellen Smartphones.
Das Ganze soll kein Vorwurf sein, sondern ist leider Realität. Dabei ist es vollkommen unerheblich ob wir von 2.000 auf 2.250 gehen oder von 5.000 auf 5.500. Der größte Teil wird für Konsum draufgehen. Warum? Weil du es kannst und die Gesellschaft es erwartet.
Wieso? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und Gewohnheiten ändern fällt schwer. Lass dir da bitte keine Wunder versprechen von Jung-Coaches, die dir auf Social Media etwas anderes erzählen wollen. Woher wollen diese mit Anfang 20 die Erfahrung haben, um mehrfach tiefsitzende Gewohnheiten wirklich geändert zu haben?
Jetzt Du!
Überlege mal für dich.
- Wie lange hat dich dein neues Smartphone glücklich gemacht und dich erfüllt?
- Wie lange dein neues Paar Schuhe oder die teure Uhr?
- Wie lange motiviert dich eine Gehaltserhöhung wirklich?
Ein paar Tage? Bestimmt. Mehrere Wochen sogar? Schon eher unwahrscheinlich. Mehrere Monate? Glückwunsch, damit gehörst du zu einem sehr winzigen einstelligen Prozentsatz, die sich darüber wirklich so lange erfüllt und glücklich fühlen. Dann ist Konsum vielleicht etwas, das dich erfüllt und es könnte dein Warum sein. Die restlichen 90 % sollten sich die Frage stellen:
Was bedeutet es für mich, Geld zu haben?
Was steckt hinter dem Geld?
Was gibt mir Geld?
Freiheit, Selbstsicherheit, das Gefühl mich wertvoll zu fühlen, Macht? Dann ist Geld nicht dein Warum, sondern nur ein Mittel zum Zweck.
Schau dir mal an, was die Reichen, also die, die wirklich Geld haben, tun. Also nicht die, die ein paar hunderttausend Euro haben, sondern Millionen.
Sie spenden es, geben es aus für wohltätige Zwecke, sie finanzieren Forschung, sie behalten das Geld nicht für sich. Wenn Geld ein Warum wäre, würden sie es behalten.
WARUM für Unternehmen
Mein Angebot richtet sich primär an Privatpersonen, daher möchte ich hier nur kurz auf Unternehmen und Geld als Warum eingehen.
Ein Unternehmen benötigt Geld, das steht außer Frage. Es müssen Löhne und Gehälter ebenso bezahlt werden, wie Entwicklungen, Miete, Technik, IT etc. Geld ist aber hier nur ein Mittel. Es ist nicht der Unternehmenszweck. Viele große internationale Unternehmen haben sich an ihrem Warum ausgerichtet und sind damit sehr erfolgreich.
Apple zum Beispiel: Built technolgy to make life easier.
Auch der Beginn von Google lag in einem Warum: Die Information dieser Welt organisieren und allgemein zugänglich und nutzbar zu machen. Hier ist nirgendwo die Rede von Geld. Durch das Warum kann man auch gewisse Firmenstrategien nachvollziehen. Nehmen wir kurz Apple, Microsoft und BMW. Das neue iPhone mit dem Betriebssystem iOS 14 (Stand Aug. 2020) kann elektronisch den neuen BMW 5er aufschließen und entsperren, es ersetzt somit den Schlüssel.
Schauen wir auf die Firmen-Warums:
Apple: Built technology to make life easier
BMW: Freude am fahren
Das passt zusammen.
Das Warum von Microsoft: Jede Person und jedes Unternehmen auf dem Planeten zu befähigen, mehr zu erreichen.
Das passt nicht zu BMW. Wieso erreichst du mehr, wenn du keine Schlüssel brauchst. Das ergibt einfach keinen Sinn. Hast du mehr Freude am Fahren, wenn du dein Autoschlüssel nicht mehr suchen musst, sondern ihn im Handy hast, das du sowieso immer bei dir hast? Ja!
Macht es dein Leben einfacher, wenn du nicht mehr nach dem Autoschlüssel suchen musst, um dein Auto zu benutzen, sondern einfach einsteigen kannst? Ja!
Befähigt es dich, mehr zu erreichen, wenn du dein Autoschlüssel nicht mehr suchen muss? Nein.
Du siehst, allein die Warums erklären schon, wieso Apple und BMW kooperieren. Microsofts Warum passt nicht dazu. Und bei alldem ging es nicht einmal um Geld. Und trotzdem kannst du dir sicher sein, dass sowohl Apple, als auch BMW aus monetärer Sicht davon richtig profitieren. ABER das war eben nicht ihre eigentliche Intention gewesen, als sie den Autoschlüssel ins iPhone gebracht haben.
Und genau darum geht es bei Firmen genauso wie bei Privatpersonen. Was willst du wirklich?
So wie ein Warum in Firmen tief verwurzelt ist, ist es im Menschen auch tief im Gehirn verwurzelt (-> siehe dazu meinen Beitrag zum Golden Circle). Das Gehirn weiß sofort, ob der neue Job passt, das Date ein Erfolg werden wird, die Kollegen sympathisch sind. Es matcht einfach. Warum matcht es?
Weil die Warums passen. Daher ist es wichtig, sein eigenes Warum zu kennen. Vieles, was unbewusst passiert, wird dadurch bewusst und man erreicht viel mehr Achtsamkeit im eigenen Leben.